Bridge und Wahrscheinlichkeit:

 

Viele Bridgespieler denken bei dem Begriff Wahrscheinlichkeit entweder an die Wahrscheinlichkeiten der Verteilung ausstehender Karten oder die Wahrscheinlichkeit für den Erfolg einer bestimmten Spielweise.

 

Dies sind sicher auch wichtige Faktoren, jedoch soll hier der Schwerpunkt auf den Wahrscheinlichkeiten bestimmter Verteilungen oder Punktstärken liegen. Dies ist für die weitere Betrachtung vieler Fragen von besonderer Bedeutung.

 

 

1 Tabelle

 

Diese Tabelle soll lediglich einen Überblick über die Wahrscheinlichkeiten bieten. In vielen Fällen sind die Werte nur bedingt verwendbar, da sie keine Vorbedingungen berücksichtigen. So ist natürlich klar, dass die Wahrscheinlichkeit für eine Hand mit mehr als 20 Punkte tatsächlich genau Null Prozent (und nicht 1,4 %), wenn eine andere Hand bereits z. B. 21 Punkte enthält.

 

Nachfolgend werden beispielhaft verschiedene Fragen aufgeworfen, die den Sinn der Tabelle verdeutlichen sollen. Es lassen sich unschwer weitere eigene Fragen analog beantworten.

 

2 SA-Stärke

 

Wie stark sollte die 1 SA-Eröffnung sein?

 

Wenn man der Einfachheit halber zunächst nur die Stärken mit gleichen Punktspannen vergleicht ergibt sich folgendes Bild:

   

SA-Spannen alle Verteilungen SA-Verteilungen
  4333|4432|5m332
10 bis 12 26,4 10,5
11 bis 13 23,9 9,5
12 bis 14 20,6 8,2
13 bis 15 17,0 6,8
14 bis 16 13,4 5,4
15 bis 17 10,1 4,0
16 bis 18 7,3 2,9
17 bis 19 5,0 2,0

 

Man kann sofort erkennen, dass z. B. der "klassische schwache SA" ungefähr dreimal so häufig vorkommen wird, wie eine     1 SA-Eröffnung mit 16-18 und immerhin noch doppelt so häufig wie die wohl gängigste Stärke des starken SA mit 15-17. 

 

Hieraus lässt sich zwar nicht ableiten, dass es grundsätzlich besser ist einen schwachen SA zu spielen, jedoch wird deutlich, dass der starke SA weit weniger vorkommt, als man gefühlsmäßig annimmt. Insofern muss man generell entscheiden, wieviel Arbeit in die Bietsequenzen einer 1 SA-Eröffnung oder für die Gegenreizung gegen 1 SA gesteckt werden sollten.

 

TIPP:   Prüfen Sie, ob die SA-Spanne zu groß ist und / oder ob die Untergrenze ggf. zu stark sein könnte. 

 

3 Sperransagen

 

Wie sieht es mit Sperransagen in Hinblick auf die Wahrscheinlichkeit aus?

 

Sperransagen Punkte egal 0 bis 11
7+ 4,0 2,6
nur 7 3,5 2,3
6+ 20,6 13,4

 

Auch hier kann man schnell die Tendenz erkennen, dass Sperransagen mit 7er- oder längeren Farben insbesondere unterhalb 12 FP relativ selten sind. Also sollte man auch hier darüber nachdenken, was man z. B. ab der 3er Stufe spielen sollte. Die landläufige Meinung, dass das einfach 7er Farben sein sollten, erscheint unter dem Gesichtspunkt der Wahrscheinlichkeit nicht unbedingt als die einzige Lösung zu sein.

 

TIPP:   Prüfen Sie gemeinsam mit Ihrem Partner, ob Sie andere Eröffnungen für die 3er- oder 4er Stufe spielen wollen.

 

4 Groß-Treff-Systeme

 

Wie stark sollte eine starke Eröffnung (z. B. 1 ♣) sein?

 

GroßTreffSysteme alle Verteilungen ohne SA-Vert.
   
13+ 26,8 16,1
14+ 19,9 12,0
15+ 14,2 8,5
16+ 9,8 5,9
17+ 6,5 3,9

 

Hieraus ergibt sich, dass die Punktstärke möglichst geringer als die traditionell in Groß-Treff-Systemen vorgegebene Stärke  sein sollte, damit sich eine größere Häufigkeit für die Eröffnung ergibt. Als oberste Untergrenze darf wohl 16 FP empfohlen werden, besser jedoch wäre wohl ab 15 oder 14 FP (14,2 bzw. 19,9 statt 9,8 %).

 

TIPP:   Setzen Sie die Stärke für die UF-Eröffnung auf 15 (14) herab, wenn Sie ein Groß-Treff-System spielen.

 

5 Zweifärber-Reizungen

 

Ein besonderer Augenmerk liegt bei vielen Partnerschaften und Konventionen auf den Zweifärber-Reizungen (5-5 oder besser), wie z. B. Michaels, Schröder usw. Was ist davon in Hinblick auf die Häufigkeit solcher Verteilungen zu halten?

 

Zweifärber alle 5+5+ nur 55 55 und 65
5,615 4,1 5,425 

 

nur 54 24,8

 

Diese Angaben sind für alle Punktstärken. Bei entsprechender Eingrenzung verringern sich diese Werte noch einmal. Für eine "übliche Spanne" von ca. 6-11 FP wird dies in etwa nur noch die Hälfte der Prozentwerte sein. Hinzu kommt, dass sich diese Werte nach einer Eröffnung des Gegners noch einmal verringern, da ein Zweifärber mit der Eröffnerfarbe nicht gereiztz werden wird und sich die Wahrscheinlichkeiten ohnehin dann verändern.

 

TIPP:   Ändern Sie Ihre Zweifärber-Konventionen auf 54-Verteilungen ab, und / oder streichen Sie sie weitgehendst.

 

 

6 Eröffnungen ab 20 FP

 

Wie sinnvoll ist es eine Eröffnung mit 20 oder mehr FP im System einzusetzen.

 

20+ 1,4

 

Wie man klar erkennen kann, ist die Häufigkeit sehr klein. Bei einer Eröffnung ab 23 FP ist die Wahrscheinlichkeit dann beispielsweise nur noch 0,2 %.

 

TIPP:   Verwenden Sie möglichst keine Eröffnungen, bei denen Sie 20 oder mehr FP benötigen. Bewerten Sie solche Hände nach Spielstichen, Figurenstichen oder der Loserzählung, um auch punktschwächere Hände zu erfassen.

 

 

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